Sich lernen abzugrenzen …

… ist gar nicht so einfach, nicht einmal nach einem Weiterbildungsseminar, das speziell dafür ausgeschrieben worden ist.


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Mann / Frau sitzt erwartungsvoll als Suchender im Kreis. Jeder hat irgend etwas erlebt das ihn noch nicht loslässt. Er möchte dies endlich verarbeiten und zwar nachhaltig, damit er nicht immer wieder in die gleiche Reaktionsfalle tappt … Der Referent beginnt die Stunde mit einer Entspannungsübung und will etwas später nach seinem Vortrag erfahren, ob das Gezeigte und seine Darlegungen bei uns richtig ankommen sind.


Eine Person meldet sich zu Wort: “All deine Vorführungen und Erläuterungen sind schön und gut. Doch diese können mein Problem nicht lösen. Es muss noch irgend etwas anderes geben, damit meine inneren Spannungen wieder abnehmen.” Es stellt sich heraus, dass sie als Personalchefin in einer grösseren Firma etwas mehr gefordert worden ist. Über Nacht habe die Unternehmung eine Umstrukturierung beschlossen. Für sie als erfahrene Berufsfrau sei dies eine ungewohnte aber doch spannende Herausforderung gewesen. Deshalb habe sie relativ entspannt gemeinsam mit ihrem Team ein annehmbares Ausführungsprojekt erarbeitet und der Firmenleitung zum geforderten Zeitpunkt vorgestellt. Noch während ihren Ausführungen habe man ihr erklärt, dass ihre Lösungsvorschläge nicht zum Tragen kommen werden, weil man ihrerseits ein extern erarbeitetes Papier zur Hand habe. Ihre Aufgabe sei es nun, dieses mit ihren Mitarbeitern fristgerecht umzusetzen. Dieses Vorgehen der Firmenleitung habe sie zwar noch nicht sonderlich aus der Bahn geworfen, da sie ja gelernt habe mit externen Fachkräften zusammen zu arbeiten. Erst als sie die geforderten Massnahmen umsetzen musste, habe sie innerlich um Fassung gerungen. Denn es galt einer grösseren Anzahl Mitarbeiter zu kündigen, als von ihr und ihrem Team errechnet - dies erst noch in einer sehr unvernünftig kurzen Zeit. Die Frau erzählt weiter: ”Diese Kündigungsgespräche belasten mich im Nachhinein immer noch sehr, auch weil ich heute immer noch der Meinung bin, dass diese in diesem Umfang nicht gerechtfertigt gewesen sind. Der Druck ist für mich so gross geworden, dass ich selber gekündigt habe. Man müsste meinen, das Vergangene sei nun wirklich nicht mehr mein Problem, zumal ich selber ziemlich rasch wieder eine Neuanstellung gefunden habe. Doch innerlich werde ich mit dieser Ungerechtigkeit die ich anderen antun musste nicht mehr fertig. Ich glaube nicht, dass diese Übungen mir helfen, mich vom Erlebten ziemlich rasch und endgültig abzugrenzen!”


Wir sind still, blicken in die Runde und schauen dann erwartungsvoll unseren Referenten an. Dieser hält den Kopf etwas schräg, verschränkt die Hände wie zum Gebet: “Also, das ist eine sehr komplexe Problemstellung, welche unseren Diskussionsrahmen sprengt! Wir müssen weiter … Hier habe ich euch ein Blatt mit zwei Fragen zum Thema Licht und Dunkelheit! Ihr habt zehn Minuten Zeit, diese zu beantworten!” Mir hat es für einmal die Sprache verschlagen. Hätte der Referent sich nicht bei uns erkundigen können, ob wir schon Ähnliches erlebt haben? Dass zehn Minuten für einen Erfahrungsaustausch nur minimal gereicht hätten ist für mich auch klar gewesen. Doch immerhin wäre der Hilferuf der Frau nicht ins Leere gelaufen.


Ach ja , den Fragebogen mit den zwei Fragen ”Wie empfindest du Dunkelheit?” und ”Wie fühlt du dich, wenn du im Licht bist?” habe ich draussen diesem stattlichen Rindviech vorgelegt. Es hat mir wie folgt geantwortet:


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“Muh, siehe das ist doch cool -


ich bin schwarz und dunkel,


du bist  weiss und hell


 und widerspiegelst dich in meinem Fell.”


2 Gedanken zu „Sich lernen abzugrenzen …

  1. Hey Mutti!
    Der Reim gefällt mir super :-). Den Text habe ich kurz überflogen. Deine Webseite hat sich recht hübsch verändert. Weiter so :-)!
    Liebe Grüsse de Büchi

  2. Danke Büchi, für deinen lieben Kommentar. Freut mich, dass dir meine Welt gefällt. Bald hast du ja deine eigene “papiswelt”, gäll!?

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