Hilfe, Garten frisst …

Seele auf!


So, jetzt haben wir den Salat! Da hocken die schleimigen Schnecken in den feucht seichten Beeten und knabbern genüsslich an den zarten Vitaminköpfen. Unter den Steinen haust wieder einmal die rote Ameise, krabbelt emsig auf und ab, fühlt sich fit und – dank beissendem Saft – hammermässig stark. He, und die Maden, äh die Engerlinge wiegen sich im sanften Schlaf in der grummlig feisten Scholle; schnarchen geräuschlos – und – lassen sich, ganz frisch und froh, mit einem eggligen Kzzzzkz  mehr oder weniger exakt halbieren. Auch das Jät hält seine Knospen offen, frisst sich durch Dick und Dünn und zeigt sich – gopffridstutz – im hübschesten Grün oder sogar mit geiler Blüte. All das kann todsicher niemand, nicht einmal mutti, gross erschüttern. Mittelchen wie Pillen, Pulver und Wässerchen helfen und bereiten dem bitterbösen Feind früher oder später radikal ein grausiges Ungemach!


Doch jetzt kommt der grosse Gau! Die Menschheit hat eine neue Plage, genau gesehen schon seit Jahren. Dürre, Hochwasser, Heuschrecken? Nein viel schlimmer, ein ganz unheimliches Desaster.  Der Buchszünsler wütet quer durch unser Land von Ort zu Ort; erst als hübscher drachenartiger Schmetterling, dann kriechend  als grün gestreifte fette Raupe. Das Getier hat sich klammheimlich in unsere wollig runden oder eckig formstimmig getrimmten, kostbar schmucken Buchsbaumelemente geschlichen. Hat sich da voll im Saft, hammergeil und voller Inbrunst an den gesunden Blättern vergriffen – alles radiputz  zermalmt, gefressen und kaltschnäuzig verdaut – aus, amen und fertig!


Mutti schreit auf, ab dem Malheur, um später total heiser, sowie depressiv in sich zu ruhen. und sich nach einer geschlagenen Stunde – schweissgebadet – wieder auf die Beine zu rappeln. Erholt vom Schreck, hat das gute mutti einen hirnmässig sauguten Ausweg gefunden. Es angelt sich eine scharf geschliffene Gartenschere, schneidet Strauch und Strumpf radikal in tausend Teile und entsorgt die verseuchte Seuche, Stück für Stück in einen dunklen, garantiert dichten Abfalleimer. Da ruht er nun – der gemeine Zünsler in seinem dunklen Bett und wartet darauf, von starken Männern (noch voll im Saft) entsorgt und verbrannt zu werden. Ach, wie ist das Leben abartig und doch so wunderschön. In nächster Zeit werden in unserem Land viele grünlich scheinende Räucherschlangen zum Himmel steigen –  meist zierlich geringelt, im Wind tanzend, dafür garantiert zertifiziert rein gewaschen, entschimmelt und sogar ohne Stinken! Das Beste an dieser Geschichte ist: Solange die Schornsteine rauchen hat die Menschheit Zündstoff und viel Zeit zum Schimpfen, Kommentieren und Plaudern, eigentlich wie eh und je! Oh Herrje, oh jemine!


Ich hörte mal, dass man Vedruss


womöglich streng vermeiden muss.


Wilhelm Busch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert