Schnell mal durch den Wald

 

“Hallo Heiri, auch unterwegs!?”


“Ja dänk! Gopfertori…!“



„Gehts dir nicht gut?“
„Och wie man’s nimmt! Weisst du ich war gerade an der Beerdigung vom Rickenbacher!“
„Was der Rickenbacher? Hat er die Scheidung doch nicht verkraftet!?“, frage ich ganz entsetzt.
„Nein, nein. Es ist nicht so, wie du denkst. Der hatte Krebs!“
„Krebs?“. Etwas beschämt verlegen und ziemlich rasch verabschiede ich mich: â€žKomm Chicco wir müssen weiter!“

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Auch wenn die Abenddämmerung schon fortgeschritten ist, entscheide ich mich für den Waldweg. Im Herbst durchs Laub zu stapfen ist halt einfach verlockend schön. „Puh, da vorne ist ja jemand – soll ich umkehren?“, überlege ich und rufe: „Chicco Fuss, komm; aber rasch!“ Anstelle von Chicco rast ein anderer Hund auf mich zu. „Ach du bist es Chiara! Was machst denn du da so alleine? Wo ist dein Frauchen?“ Ich schau mich um – und schon steht entschuldigend ein fremder Mann…? – Nein, da steht doch wahrhaftig der tot geglaubte Rickenbacher vor mir. Mir stockt der Atem. „Aeh guten Abend!“ Verlegen kraule ich Chiara. Ein paar belanglose Sätze und ich verabschiede mich hastig. Ich habe schon den ganzen Tag extreme Kopfschmerzen gehabt, aber dazu eine Erscheinung? Das ist mir noch nie passiert.

Zu Hause erzähle ich meinem Mann von Rickenbacher’s Auferstehung. Mein Allerliebster fixiert mich mit einem strengen Blick: “Lies doch die Todesanzeigen durch, dann weisst du es!” Verunsichert sage ich gar nichts mehr. Soll ich ihm erklären, dass ich grundsätzlich keine Todesanzeigen lese, weil das nur Unglück bringt?

Am besten ist es, ich schaue ausnahmsweise doch einmal alle Todesanzeigen durch… Oh auch das noch, die Papiersammlung von heute morgen hat sie bereits entsorgt! Bevor ich an meinem Verstand zu zweifeln beginne, frage ich doch einfach mal die Rickenbacherin selber… Nein, unmöglich! Das gehört sich nicht! In diesem Moment ruft mein Mann: “Mutti, der alte Rickenbacher hatte doch noch einen Vater. Der wohnt seit x-Jahren im Pflegeheim. Du ich glaube, das ist der, welcher gestorben ist – und – beide tragen den gleichen Vornamen …!”

Alles Wissen beruht auf der Übereinstimmung


eines Objektiven mit einem Subjektiven.


Friedrich Schelling


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