Lehrerseminar zum Dritten …

… ist eine Story besonderer Art, zu der ebenso …


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… die Überschrift ”Altweibersommer” passen könnte …


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An unserem neuen Wohnort, an einer Wegkreuzung begegne ich einer Frau mit ihrem Hund. Wir begrüssen uns – die Hunde sehr stürmisch, wir Erwachsenen etwas distanzierter. Meine Begegnung setzt sich auf die Bank und möchte, dass ich neben ihr Platz neheme. Etwas verwundert komme ich ihrem Ansinnen nach. Sie bietet mir etwas Schokolade an. Ihr genüge einen Apfel …


Während unsere Hunde herumtollen, guckt mich die Frau von der Seite an und meint: “Solche wundervollen Sonnentage wie heute stimmen mich sehr traurig.” Sie zeigt dabei auf …


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… den vor uns liegenden Dorfweiler und beginnt zu erzählen:


“Da vorne bei Rossau ist mein Mann vor ein paar Monaten mit seinem Mountainbike tödlich verunglückt. Er touchierte einen Randstein und stürzte so unglücklich … Ach, ich möchte Ihnen die Details ersparen. Auf jeden Fall starb meine lieber Mann zwei Stunden später im Spital”. Ganz leise fährt sie fort:


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“Nicht einmal einen Monat später verliere ich auch noch meine Tochter. Sie kletterte mit Kollegen, wie schon manches Mal am Eiger. Aus unerklärlichen riss das Seil … Nun, bleibt mir nichts anderes übrig als alleine das Leben zu meistern. Zum Glück habe ich einen schönen Beruf der mich erfüllt. Ich bin nämlich Lehrerin an einer Berufsschule.” Weiter erfahre ich, dass sie ursprünglich Primarlehrerin sei und als Thurgauerin das Lehrerseminar in Kreuzlingen besucht habe. Nach einem kurzen Hin und Her, finden wir heraus, dass sie dort gemeinsam mit meinem Schwager das Semi  besucht hat. Die Frau fragt mich deshalb:


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“Was macht Luk eigentlich jetzt? Der Vogel ist doch geschieden!” Etwas irritiert über diese Aussage erkläre ich meinem Gegenüber, dass mein Schwager weder geschieden noch ein Vogel sei und erkläre: “Wissen Sie Lukas ist ein sehr guter Berufsmann und Familienvater..” Da schüttelt die Frau ganz energisch den Kopf: “Ich kenne Luk sehr gut. Schliesslich war ich während unserer Semizeit für länger Zeit seine Freundin. Der war alles andere als ein Traummann und von Zuverlässigkeit keine Rede! Dass er heute prominent ist, macht die Sache auch nicht besser!”  Etwas irritiert über ihren Standpunkt stehe ich auf, um mich von ihr zu verabschieden. Da drückt mir “meine fast einmal Schwägerin” ihr Kärtchen in die Hand mit der Aufforderung sie doch mal anzurufen, damit wir wieder einmal miteinander plaudern können. Ich sei ihr sehr sympathisch. Interessiert blicke ich auf das Kärtchen. Da geht mir ein Licht auf: “Aäh, ich glaube wir kennen uns ebenfalls von früher. Sie haben doch mal im Tösstal und zwar in Saland unterrichtet!” -


“Natürlich, jetzt erinnere ich mich! Sie haben  S’Vreneli immer ins Schulhaus begleitet, obwohl diese selbständige Kleine keine Begleitung nötig gehabt hätte. So wie ich mich an sie zurückerinnere, hat sie eher ihre Gene als …”, grinsend unterbreche ich den Redeschwall: “… als die von meinem Schwager meinen Sie!?” Da höre ich die Frau zum ersten Mal lachen. Mit dem Versprechen uns bald wieder einmal zu treffen, trennen wir uns.


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Gemeinsame Erinnerungen sind manchmal die besten Friedensstifter.


Marcel Proust


 

 

 

 

 

 

 

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