Archiv der Kategorie: Fotografieren mit meiner D60

Mit dä Galgevögel uf em Rhy …

 Ende Februar fahren wir mit dem Flussschiff MS Thurgau Ultra  der Thurgau Travel AG auf dem Rhein von Basel nach Breisach und Strassburg.



Am Passagierterminal Basel St. Johann beim Steg 1 (Km-Punkt 166)  im Oberrhein steht das Schiff flussaufwärts. Wegen der Strömung des Flusses liegen alle Schiffe an ihrem Ankerplatz “gegen den Strom”. Der Bug teilt das abwärts fliessende Flusswasser und reduziert so die Wasserkraft gegen das Schiff. Der Kahn liegt ruhiger und schont die Seile, dies besonders bei Hochwasser.



Zum Glück bin ich klein gewachsen und kann diesen Warnhinweis übersehen …



Auf dem Sonnen- oder Skydeck ist der Funk-, Radar- und Fahnenmast abgesenkt worden. Die Relinggeländer und Stühle liegen auf dem Boden, nicht wegen dem Wind, der im Moment bei Minus 4 Grad mit ca. 30 km/Std. uns um die Ohren pfeifft, sondern wegen den hier im Oberrhein sehr tief liegenden Brücken. Beim Passieren von tief liegenden Brücken (oder bei Hochwasser) wird auch die Steuerkabine abgesenkt.



Pünktlich um 11.45 Uhr legt die MS Thurgau Ultra Ultra ab. 



Auf dem Schiff ist auch die Thurgauer Band Galgevögel, welche uns im Laufe der nächsten Tagen mit einem Konzert und weiteren Konzerteinlagen beglückt.



Ein letzter Blick zurück nach Basel und schon bewegt sich das Schiff vom Ufer weg.



Nach einem Dreh-Mannöver steht das Schiff …



… mit seinem Bug flussabwärts und wir  fahren zur Rosenbrücke …


… und unter ihr durch …


… um sie schon bald strahlend hinter uns zu lassen.



Die Fahrgeschwindigkeit erhöht sich …



… um bei der Mündung vom Flüsschen Wiese mit etwa 10 Knoten oder 18 km/h …



… Richtung Dreiländereck  …



Schweiz (Basel) – Deutschland (Weil am Rhein)  und Frankreich (Huningue), um …



… etwas später unter der Dreiländerbrücke …



und der Pont du Palmrain durchzufahren …



… und schon bald das Stauwehr vom Kraftwerk Kembs  zu entdecken.



Wir werden zu einer Orientierung in den Salon, das sogenannte Theatron gerufen, als wir just die erste Schleuse und zwar die von Kembs vor uns haben und in sie einschleusen.



 


Diese Schleuse ist im Jahre 1932, mit zwei Schleusenkammern zu je 180 m x 25 m und versehen mit je einem 13,20 m hohen Hubtor.



Wir stehen Fluss abwärts  in der rechten Schleuse, die sich zu entleeren beginnt. Sobald die Kammer leer ist, wird das Hubtor angehoben und unser Schiff kann die Schleuse verlassen. Leider werden wir zum Mittagessen gerufen und etwas später vor dem Zimmerbezug zu bemerken, dass wir …


 


… dass wir bereits in der Schleuse von Ottmarsheim  stehen. Diese Schleuse  wurde 1952 erbaut. Hat ebenfalls zwei Kammern (183,4×11,4m und 183×22) und je ein Hubtor.



Etwas später, nach dem Zimmerbezug dürfen wir nicht mehr aufs Sonnendeck, weil …



… die Windstärke (jetzt ca. 60 km/h) enorm zugenommen hat. Stehen auf Deck erschwert.



Deshalb verziehe ich mich auf den kleinen Raucherbalkon im Mitteldeck und geniesse den Fahrtwind, die Bise und den Gischt um die Nase …



Hinter mir grummelt eine schlotternde Raucherin: ”Ich hoffe, dass es weiter unten etwas wärmer und grüner wird. Das ist ja eine ganz öde Landschaft hier!” Dass es etwas grun, grün oder grien wird, dass weiss ich (von früheren Fahrten) aber das ist etwas anderes als die Dame hinter mir wünscht.



Dem Fluss aufwärts stürmenden Öl-Tanker VENTRANS II  ist auf jeden Fall nicht öd ums Herz, er raucht auch nicht und fühlt sich eher etwas verschieden farbig blau. Hätte die Klagende hinter mir eben so viel Öl im Bauch und einen guten Speed im Getriebe, fühlte sie sich sicherlich nicht unterkühlt beim Motzen und Rauchen.


 



Schon bald passieren wir den Port Rhénan de Mulhouse – Ottmarsheim.



Da sind sie am arbeiten …



Diese Container-Kranen-Anlage ist nicht in Aktion.


 


Denn die Containerladungen wären beim heutigen starken Wind all zu sehr durch die Luft geschaukelt worden.


Diese Fördermaschinen ruhen ebenfalls …



… wie auch diese Silos der Firma Hocim.



Dafür fliesst hier der Weizen stiebend vom Lager übers Förderrohr in den Spits (Motorgüterschiff oder Frachtschiff). 



Nach dieser Eisenbahn- und Strassenbrücke “Rhein-Brücke Neuenburg – Baden” dürfen wir wieder aufs Sonnendeck … 



… als wir diesen  Ölfrachter RP Antwerpen kreuzen, stellt sich heraus, dass es sich …



.. um ein Schiff der Reederei Basel (Schiffseigner Intership AG Zug) handelt; denn am Heck flattert eine Schweizerfahne. 


Schon nähern wir uns der Schleuse Vogelgrun. Zu deutsch sagt man tatsächlich Vogelgrün (elsässisch Vogelgrien). Das dazugehörige Dörfchen hat ca. 550  Einwohner und gehört zu Breisach, das ein paar Kilometer vor uns direkt am Rhein liegt.



Wir schleusen die Schleuse Vogelgrun. Ein Schwarm Kormorane begleitet uns …



…und wir freuen uns auf das Konzert der lässigen Thurgauer “Galgevögel” mit Hansjörg Enz, Andreas Rüber, Alex Good, Rolf Stiefel, Werner “Globi” Straub und Diego Alessi 



Erst aber beobachten wir die Einfahrt unseres Schiffes in die Schleuse. 



Ein heftiger Biswind weht über die gefüllte Schleusenkammer.



Über das Hubtor führt eine Brücke. Es herrscht reger Strassen-Verkehr. 



Ich begebe mich zum hinteren Teil des Schiffes. Da entdecke ich uns gegenüber eine etwas kleinere Schleuse. Die untere Schleusenkammer ist leer. Denn das zweifache Schwenk-Schleusentor, mit darüber liegender Fussgängerbrücke (gelb) ist geschlossen und hält so das Wasser vom abwärts fliessenden Rhein zurück. Die Schleuse steht somit bereit für eine “Flussaufwärts-Schleusung”. Das heisst, sobald ein Schiff stromaufwärts ankommt, kann es in diese leere Schleusenkammer fahren. Das Hubtor am anderen Ende der Schleuse senkt sich und  verschliesst die Schleusen-Kammer. Der Schieber wird geöffnet und das Wasser kann nun die Kammer fluten. Das Schiff hebt sich. Sobald die Kammer gefüllt ist wir sich das gelbe Doppelschwenktor  langsam öffnen (hier gegen den Strom).



Das Schiff kann die Schleuse verlassen dann elegant weiter stromaufwärts fahren.



Unser Schiff möchte bald einmal flussabwärts fahren. Es steht hoch oben in der gefüllten Schleusenkammer. Der Kapitän überprüft ob …



… das Schiff gegen Ausschweifungen / Abtriften gesichert ist …



… und am richtigen Ort steht.


 Der Kapitän überwacht hier am Aussensteuer (also nicht im warmen Steuerhaus) die Schleusung. Von hier aus kann er schneller reagieren, wenn das Schiff zu stark schlingert und so an die Schleusenkammerwand (oder Zweitschiff) stossen würde. 



Er sieht von da aus auch besser, ob sich das Schleusentor richtig …



… und komplett verschliesst. Dann gibt er den Befehl an den Schleusenwärter oder seinem Matrosen die Schieber zu öffnen und so die Schleusenkammer zu entleeren. Dank der Computer- und Telekommunikationstechnik kann (bei wenig Verkehr oder nachts) das ganze Schleusenprozedere ohne Schleusenwärter vorgenommen werden.


Ich begebe mich ins Theatron, denn das Konzert der Galgevögel wird in ein paar Minuten stattfinden.



Tatsächlich da singen und musizieren sie schon die Thurgauer, während das Wasser langsam aus der Schleusenkammer abfliesst …



… sich das Hubtor der “Schleuse Vogelgrun”  öffnet und uns auf die weitere Reise flussabwärts entlässt, 



… begleitet von einem Möwenschwarm  und dem allseits so beliebten AHV-Tango,innbrünstig gesungen von Hansjörg Enz gemeinsam mit Andreas Rüber.



Wir sind bei Breisach und werden in der Nacht nach Strassburg weiter fahren. 



Danke Hansjörg Enz, Andreas Rüber, Alex Good, Rolf Stiefel, Werner “Globi” Straub und Diego Alessi für die schönen, unterhaltsamen und sehr lustigen Stunden mit euch.


Liebe muttiswelt – Leser hört euch in die diversen CD’s der coolen Band ein und kauft die eine oder andere Scheibe – zum Beispiel die Neueste: Galgevögel – badu wadaja


oder:  Galgevögel – Anna Göldi – Inventur


Termine der nächsten Konzerte hier: Events


http://galgevoegel.com/musikvideo-bla-bla-bla/

 

Alle Jahre wieder …

… werden stimmige Weihnachts- Festtags- und Neujahrskarten verschickt.Zum Beispiel sendet man die Festtagswünsche via Internet, WhatsApp, MMS oder SMS … oder als Fotogrusskarten an Kollegen, Freunde, Verwandte und Bekannte.Auch dieses Jahr haben wir ab Ende November Weihnachtskarten für den Versand vorbereitet …


Sodeli, da liegen die fertigen Karten seit letzten Mittwoch verpackt bei uns auf dem Pult – und warten –  auf was wohl? Richtig - auf die weihnächtliche Briefmarke. Diese haben wir mittels PTT - Antwortkarte (lag irgend wann mal als Bestellaufforderung  in unserem Briefkasten) vor drei Wochen bestellt und bis heute noch nicht erhalten. Habe am Mittwoch das Ausbleiben bei der PTT reklamiert. Antwort: “Liebes Frau Mutti, hätten sie die Briefmarken per Internet bestellt, wären Ihnen diese innert 48 Stunden zugestellt worden. Wissen Sie mit dem Bearbeiten der Antwortkarten sind wir leider etwas im Verzug (sprich überfordert)!”

So warten wir nun angeschmiert auf die schönen Marken. Ach ja, ich wollte bei der Post neue druckfrische Festtags-Marken besorgen. Doch die Poststellen in unserem Umkreis sind entsorgt worden. An den Eingangstoren verweisen mich druckfrische Zettel zur Postdeponie vom Volg oder noch besser vom Spar. Kein Problem, das ist machbar. Da angelangt wird mir gesagt: “Ach Frau Mutti, wir führen ausschliesslich normale Postmarken, bei Spezialmarken müssen wir passen. Verdienen nichts damit und bleiben höchstens noch jahrelang darauf sitzen!”. 

Ich überlege mir normale Marken zu kaufen. Doch was mache ich dann mit den achtzig bestellten Spezialmarken? Etwa für nächstes Jahr aufbewahren!?  Nein, das sicher nicht. Nächstes Jahr erledigen wir unsere Weihnachtspost per Internet, Telefon, WhatsApp, SMS oder MMS. Das erspart Ärger, Pleiten und Pannen – und – der Beglückte kann postwendend “Danke” für die lieb gemeinten Wünsche sagen :rolleyes:.

 

Der Verstand kann uns sagen,
was wir unterlassen sollen.
Aber das Herz kann uns sagen,
was wir tun müssen.
Joseph Joubert

Na, dann lassen wir das Herz sprechen. Doch so frei vom “Bauch heraus” missfällt mir das Verb “müssen” ganz gründlich. Denn im Werk “Nathan der Weise” von Lessing steht: 

Kein Mensch muss müssen.

Da war ich baff …

… dass es auf Sizilien



… noch so gut erhaltene Tempel gibt. 



Dieser Tempel von Segesta hat eine Grundfläche von 21 m x 56 m und weist 6 Säulen auf der Frontseite und 14 Säulen auf der Längsseite auf.



Der Tempel Segesta war im dorischen Baustil, in den Jahren 430 / 420 v. Chr.  von den Elymern (griechisch stämmige Bevölkerungsgruppe) errichtet worden und steht im Nordwesten von Sizilien, in der Provinz Trapani, auf dem Monte Barbaro (410 müM). Der Tempel gehörte zur ehemaligen antiken Stadt Segesta, welche 100 m unterhalb vom Tempel stand. Einzelne Ruinenteile können noch besichtigt werden. König Aigestos (Sohn trojanischer Eltern, welche nach Sizilien geflohen waren) gründete Segesta und nannten die Stadt ursprünglichen Acesta (unkeusche Frau) oder Egesta (bittere Armut). Die Römer tauften die Stadt dann auf den heute geläufigen Namen Segesta um. 



Der Tempel von Segesta ist einer der best erhaltenen griechischen Tempel von Sizilien  , zum einen dank dem, dass er nie eingeweiht wurde (da nie fertig gestellt). Es war so, dass spätere Siedler nur geweihte Bauten zerstörten … Ungeweihtes durfte stehen bleiben. Zum anderen lag der Tempel zu abseits, um ihn als Steinbruch zu betreiben (Steinziegel zu fertigen und abzutransportieren) 



Dass der Tempel nie fertig gestellt wurde zeigt sich daran, dass die Säulen immer noch mit einer dicken Schutzschicht ummantelt sind. Erst kurz vor der Bauvollendung wäre diese entfernt worden, um dann in die Säulen Kanneluren (Rillen) zu meisseln.



Ebenso beweisen diesen Stufen, dass der Tempel nie vollendet und eingeweiht worden ist. Denn bei diesen Stufenblöcke sind die eingelassenen Steinnasen, die sogenannten Bosse noch zu sehen. Diese hatten verhindert, dass die auf Schlitten transportierten Blöcke unerwünscht weggerutschten. Für die Hebearbeiten mit dem Kran konnten sie so besser fixiert und an Ort und Stelle platziert werden. Beim Aneinanderreihen der Steine wurden als erstes nur die seitlichen Bosse weggeschlagen. Die vorderen und hinteren Steinnasen wären erst kurz vor der Vollendung vom Bau abgeschlagen worden.



Ein Tempel hatte stets den gleichen Aufbau: Der Unterbau bestand aus einem unterirdisches Fundament (Stereobat mit mehreren quaderförmigen Steinschichten). Darauf kam die  Krepis zu liegen. Das ist ein dreigliedriger Stufenbau mit eng aneinander liegenden Stufenblöcken. Der sich nach oben verjüngende Säulenschaft wurde direkt auf  einen Stylobat / Toichobat gesetzt (nur bei ionischen und korinthischen Säulen wurde zusätzlich einen Basisockel eingeschoben). 


Der Säulenkranz trug den wuchtigen Dachkomplex vom Tempel. Das Kapitel ruhte auf dem Säulenschaft und stützte mit einem flachen Abakus den Architrav (glatter Balken). Darauf  kam das etwas hervorspringende Fries mit den Triglyph (Längsstreifen im Gestein) und den dazwischen liegenden glatten Metopen. Darauf wurde das Gesims (versetztes Steingefüge) und zum Schluss das Dach (Tympanon) aufgemauert. 



Mittels Schlitten zog man die Steine vom Steinbruch zur Baustelle. Für die bessere Gleitfähigkeit goss man Wasser vor die Kufen. Um die Lasten in die Höhe zu bringen und am richtigen Ort vom Tempel zu platzieren standen solche Rampen mit einer Hebevorrichtung, welche wie ein römischer Drei-Rollenzugkran funktionierte. Vor dem Hebebaum wurde der zu hebende Stein wie ein Paket an einen Haken gehängt.


Vier Seilstränge, verliefen über einen einfachen Flaschenzug zur Haspel, von dort zu einem weiteren Holz-Gestell mit einer weiteren Haspel. Dieses drehte sich, angetrieben von einem riesigen Holzrad. Dieses lag fixiert in einem Holzgestell und wurde von Manneskraft (Schreiten im Rad) in Vorwärtsdrehung gebracht. Dabei wurde das Viererseil von der Haspel aufgewickelt und der an den Zugseilen befestigte Steinblock hob sich in die Höhe …


Halleluja!  


 

Falls der Tempel von Segesta tatsächlich fertig gestellt worden wäre …



… hätte er vom Ausbau her, etwas so ausgesehen: 1) Cella (kleiner Raum) – Raum der Gottheit, 2) Pronao (Vorhalle), 3) Peristilio (rechteckiger Vorhof von Säulen umrahmt), 4) Timpano (Relief), 5) Frontone (Bildkomplexe) – 6) Acroterio (Statuen) 7) Antefissa (Stirnziegel ornamental verziert).



Damit die Säulenreihen optisch nicht so streng wirkten, mussten beim Stellen der Säulen Korrekturen vorgenommen werden. Die horizontale Linie wurde durch eine Kurvatur (beabsichtigte, leichte Wölbung einer geraden Gebäudekante) etwas korrigiert. Die Strenge der Längs- oder Querrichtung wurde so genommen.



Ebenfalls wurde der Unterbau (Fundament und Krepis) der Säulenhalle (Stoa) in einer flachen Kurve zur Mitte hin leicht angehoben und so optisch korrigiert (je nach Tempel etwa 2 cm oder sogar 20 cm beim Apollontempel von Didyma).  



Anhand von Dreiecken wurden die Proportionen errechnet, wie die Säulen zueinander zu stehen kamen, resp. die optischen Korrekturen erfolgen mussten. Alle Skizzen stammen von unserer Reiseleiterin. Ich durfte diese aus Ihren Unterlagen (Studienarbeit) fotografieren und hier veröffentlichen. Herzlichen Dank.



Der griechische Philosoph Protagoras lebte um 450 v. Chr. und kreiirte den Satz: ”Der Mensch ist das Mass aller Dinge, der seienden, dass sie sind, der nichtseienden, dass sie nicht sind.”  Er meint damit unter anderem auch die überschaubaren Proportionen und Regeln (Bauplan)  für die Erstellung der Tempel in der damaligen Zeit.



Übrigens wurden zur Zeit unseres Besuches einige Stellen vom Tempel restauriert …



… weil gerade Erster Mai, hat auch noch eine Blasmusik dazu musiziert …



… und hier hinter dem Tempel irgendwo auf dem Felde …



… lag einer, der ständig nach der Uhrzeit gefragt wurde.

Am vielen Fragen erkennt man die Narren.
Deutsches Sprichwort

Das Städtchen Cefalû …

… ist eine der schönsten Orte von Italien und ist auf der Liste  ”borghi più belli d’Italia” aufgeführt und gehört mit rund 14’400 Einwohner (Stand Ende Dez. 2016) der Città Metropolitana di Palermo an …



… liegt direkt am Thyrrhenischen Meer – also an  der Nordküste von Sizilien …



… genauer am Fusse des Rocca di Cefalû. Diese Gegend war zur hellenischen Zeit vor allem von Griechen besiedelt. Diese  gaben dem Felsen, weil er die Form eines Kopfes  (Kefale) hat, den Namen Kephaloidion und widmeten ihn …



 … der Göttin Diana; denn dieser Berg war für sie heilig.


 


Im Zeitraum von 214 bis 212 vor Christus, während des zweiten punischen Krieges wurde die an der Ostküste Siziliens liegende Stadt Syrakus (nähe Catania)  von den Römern eingenommen und besetzt, einerseits als strategischer Ausgangspunkt für ihre Kriege gegen Spanien und Griechenland und andererseits als Hauptstandort für ihr neu gebildetes Imperium Romanum. Unter anderem bauten die Römer auf dem Felsen von Cefalû eine Festung und gründeten die Stadt  Cephaloedium. Reste von Festungsmauern, einer Kirche, Kaserne und Zisterne kann man da oben heute noch sehen.



Als im Jahre 647 Karthago (heutiges Tunesien und früheres Zentrum der Christen in Nordafrika ) von den Arabern und Vandalen übernommen wurde, geriet auch Sizilien immer mehr unter deren Einfluss. Unter dieser byzantinischen Herrschaft (Araber und Griechen) wurde der Felsen auf den Namen “Kephalos” (Kopf) umbenannt. Unterhalb vom Felsen entstand ein zentraler und für Sizilien wichtiger Handelsplatz. Die Araber brachten neue Bewässerungstechniken auf die Insel. Die Landwirtschaft florierte, indem …



… Gewürz-, Zitronen-, Orangen- und Maulbeerbäume, Dattelpalmen, Baumwolle, angebaut und Seidenzucht  betrieben wurde. Ab dem 9. Jahrh. verhalf die Regierung von Tunis Sizilien zu mehr Selbständigkeit.



Im Jahre 1063 eroberte der Normannenkönig  Roger I. die Insel. Da die Normannen lediglich die Führungsschicht stellten durfte die griechisch-byzantinische Bevölkerungsgruppen auf der Insel bleiben und gemeinsam mit den Einheimischen wie bis anhin wirtschaften. 



König Roger II. von Sizilien verlegte mit dem Bau seiner Kathedrale Chiesa del Santissimo Salvatore den Stadtkern wieder an die Küste. Nicht nur Roger II.  liess sich gerne von den Arabern und Griechen in wirtschaftlichen Bereichen beraten. Ebenfalls waren orientalische und islamische Einflüsse  in der Kultur und Baukunst auf der ganzen Insel erwünscht und begehrt. Erst als Roger II. im Jahre 1144 starb, gab es Unstimmigkeiten und Querelen, die dann beim Tunisfeldzug von 1535 unter Kaiser Karl V., zur endgültigen Entmachtung und Vertreibung der Araber führte.



Leider hatte ich keine Zeit den Rocca di Cefalû zu erwandern und so die ursprüngliche Siedlung der Römer und Normannen, den Diana-Tempel, sowie die Burgruine zu blitzen. 



Dafür habe ich mir die Zeit genommen mich etwas in der Stadt umzusehen, wie hier auf dem Platz vor der Kathedrale …



…  der “Piazza del Duomo”,  mit den Läden, Restaurants und vielen privaten Penthouse-Suiten.



Aufgefallen ist mir das “Seminarium Episcopale”. Diese Institution nimmt verdiente Gelehrte auf, die sich in einer philosophischen oder theologischen Wissenschaft und / oder Lehrtätigkeit auf sich aufmerksam gemacht haben. 



Das Gebäude an sich wirkt von Aussen her gesehen sehr antiquiert und gleicht eher einer verstaubten Bleibe, die Althergebrachtes verlässlich für die Ewigkeit einmottet und frisches Gedankengut und Ideen möglichst rasch wieder himmelwärts entweichen lässt.



Im Städtchen selbst werden vielerorts auf engstem Raum …



… die Wohn- und Geschäftshäuser renoviert. So dass die vielen …



… Touristen eine gepflegte Stadt …



… und die Einheimischen einen schmucken Ort ihr Eigen nennen dürfen.



Durch die Gassen und Strassen … 



… Richtung Meer zu schlendern …



… die vielen Übernachtungsangebote zu entdecken …



… sowie Souvenirläden und Strassenrestaurants …



… Gebäude in besonderer Bauweise …



… die uns verschiedenste  Aufblicke …



… geschichtliche Erinnerungsbilder … 



… gepaart mit repräsentativem Durchblick bieten.



Wenn man den Ort besucht, hat man gar nicht das Gefühl durch ein Museum zu streifen,


 


… Cefalû zeigt …



… seine eigene Ausstrahlung …



… und überrascht am Ende …



… mit einem wunderbaren Meeres-Strand mitten im pulsierenden Leben.



Einzigartig sind auch die diversen Durchgänge zum Meer. 



Weg- und Treppenläufe führen sicher zu den alten Klippen und römischen Ruinen …



… ebenfalls zu weiteren Badeplätzen …



… oder zu speziellen Aussichtspunkten am Meeresufer …



… um mal da auf Vulkangestein …



… angelehnt an alten Stadtmauern zu verweilen, um vielleicht sogar bei Sturm …



… gestrandeten Menschen an Land zu helfen …



… wie dieses erhabene Denkmal zeigt.



Nachts weist der achteckige 26 Meter hohe Leuchtturm am östlichen Dorfeingang … 



 … mit seinen 80 Meter hohen Signalfeuer dem Schiffer den Weg entlang der Insel … 



… oder zum Yacht- und Fischerhafen von Cefalû.

Der Menschen wenige gelangen übers’ Meer. 
Die anderen laufen nur am Ufer hin und her.
(85. Vers aus der Heiligen Schrift der Buddhisten)

 

Die Kathedrale von Cefalû

… mit dem wunderschönen Namen Chiesa del Santissimo Salvatore … 



… liegt an der Piazza Duomo, am Fusse eines 270 Meter hohen Kalksteinfelsen, der zum Gebirge vom Rocca di Cefalû gehört.



Die Kathedrale von Cefalû steht seit 2015, wie die Kathedrale Monreale (Chiostro dei Benedettini) und die Kathedrale von Palermo   auf der Liste vom UNESCO Weltkulturerbe.


König Roger II. wurde 1130 zum König von Sizilien gekrönt. Im gleichen Jahr ist er mit seinem Schiff in einen Sturm geraten. Mit viel Glück konnte er sich an die Küste von Cefalû retten. Aus Dankbarkeit liess er die damalig kleinere benediktinisch-cluniazensischer Kirche zu einem Dom ausbauen. Sie sollte zukünftig im normannisch-arabischen Stil erstrahlen.

Die unteren Teile der massiven Wehr-Türme stammten von der ursprünglichen Kirche und wurden in ihrem Baustil bis heute erhalten. Der von Roger II beauftragte Erweiterungs-Bau der Kirche wurde ständig unterbrochen und verzögerte sich übers 14. und 15. Jahrhundert. In einer späteren Phase wurden die ursprünglichen Rosettenfenster (oberhalb vom Portikus) zugemauert, um im Innenbereich mehr Flächen für die Mosaikbilder zur Verfügung zu haben. 

Diese so entstandenen Blendenarkaden mit ihren überkreuzenden Bögen ähneln (wie damals üblich) der arabisch – normannischen Baukunst. Hingegen eher gotisch zeigt sich der von Ambrogio da Como im Jahre 1472 erweiterte Eingangsbereich. Dieser aus Kalkstein gemauerte Portikus gleicht architektonisch dem Marmor-Portikus vom Dom von Monreale.


Je eine Marmorsäule mit geschnitztem Kapitell (Säulenkopf) …

 

 

 

 

 

 

 

… stützt eine schlicht gemauerte Bogenreihe und in ebenso trivialer Konstruktion das gotische Deckengewölbe. Desgleichen zeigen sich die Wände der Eingangshalle nüchterner und schmuckloser, als in Monreale oder in Palermo

 


 

Denn auch die Mosaik-Umrahmung vom Eingangsportal, versehen mit arabischen Schriftzeichen und Symbolen, zeigt sich bescheidener;

wie ebenfalls das massive Holz-Eingangstor (vierzig eingelassene Rechtecke, jedes mit einem anderen Ornament geschnitzt).


 

 

Gesamthaft gesehen hatte König Wilhelm II (Wilhelm der Gute), also der Enkel von Roger II mit dem Bau der Kathedrale von Monreale auf dem Monte Caputo seinen Grossvater prunk- und grössenmässig  übertroffen; und erst noch in einer kürzere Bauzeit in den Jahren 1172 bis 1176.

 


Denn der dreischiffige Innenbereich der Kirche …



… wirkt ebenfalls etwas schlichter –  trotzdem sehr anspruchsvoll und wunderschön.


Momentan wird die Domhalle renoviert und dummerweise habe ich meine Nikon falsch eingestellt und deshalb keine brauchbaren Bilder vom Inneren der Kathedrale.


Dieses “Mosaikbild” vom Christus Pantokrator wäre ebenfalls im oberen Chorraum zu besichtigen gewesen. Es hat praktisch die genau gleiche Darstellung (Bedeutung) wie die bereits beschriebene von der Kathedrale Monreale . Obige Aufnahme habe ich in Cefalu an einer Aussenfassade entdeckt und geblitzt … Ebenfalls fehlen Fotos von den 2002 erstellten Glasfenstern von Michele Canzoneri, den Grabmäler (unter anderem das Grab von Roger II), sowie diverser Skulpturen und dem Taufbecken aus Muschelkalk. 


Um so mehr habe ich brauchbare Fotos vom wunderschönen Aufgang zum Dom …



… vom umzäunten Vorhof …



… und flankierendenSkulpturen auf hohen Steinsockeln … 



… wie zum Beispiel diesem König – etwa Roger der Zweite? 



… oder diesem Heiligen, etwa Santissimo Salvatore?



… oder einem Bischof, vielleicht Locelomus?



Das ist eindeutig ein Tor. Zum Glück mitsamt dem Zaun aus Eisen - ansonsten hätten wir plötzlich, wie es Christian Morgenstern in seinem Zaun-Gedicht beschreibt, ein klitzekleines Problem:



Der Lattenzaun


Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.


Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da -


und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.


Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum,


Ein Anblick gräßlich und gemein.
Drum zog ihn der Senat auch ein.


Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri- od- Ameriko.

Der Chiostro dei Benedettini …

… oder allgemein, der Kreuzgang von Monreale vom ehemaligen Benediktiner-Kloster …




… präsentiert sich gemeinsam mit der Kathedrale von Monreale …



… von seiner besten Seite.


Hier stand die ursprünglich im Jahre 831 gegründete Abtei vom ehemaligen Bischof von Palermo und der Benediktiner-Mönche. Sie haben sich hier niedergelassen, weil sie damals von den Arabern aus der Stadt Palermo vertrieben wurden. 

Der Einfluss der Araber zeigt bei diesem Säulengang mit den spitzbogigen Arkaden und zweifachen Bogenmotiven.

Die Arkaden werden von 26 unterschiedlich gestalteten Doppelsäulen und  verschieden geschnitzten Kapitellen (korinthischen Säulenköpfen) getragen.

Beim Setzen der Säule auf den Säulenfuss, der sogenannten Plinthe, wurde  schwarzes Lavagestein als Hilfsmaterial genommen. Dieser weiche Stein diente zur bestmöglichen Verbindung vom Säulenschaft zum Sockelstein und zur ausgleichenden Balance und Lastenverteilung der Säule auf den gesamten Unterbau.

Ich nehme an, dass diese Holzfragmente erst in der neueren Zeit, als stützende Elemente angebracht wurden … Denn momentan stehen in diesem Teil grössere Renovationen an, wie unter anderem der 3×3 m grosse Brunnenhof (zur Zeit verhüllt) hinter diesen Arkaden. 

An den vier Eckpunkten stützen jeweils vier Rundpfeiler die Gewölbekonstruktion. Gleichmässige Lavaintarsien verzieren die Bogenreihen vom gesamten Kreuzgang. Hingegen sind die stützenden Stein-Säulen unterschiedlich gestaltet: entweder ganz schlicht, mit eingefrästen Rillen, filigran geschnitzt oder mit eingelegten Mosaiksteinen, teils sogar in schraubenförmiger Anordnung oder auch …


… mit ganz einfachen und verschieden eingelegten Musterungen auf ein und der selben Säule.


Mir ist aufgefallen, dass alle auf den Kapitellen aufliegenden Stützelemente der Arkaden nur zu einem Drittel oder hälftig auf dem Doppel- oder Vierer-Säulenkopf aufliegen. Ein grosser Teil vom rohen Stützbogenpfeiler ragt jeweils in die Luft, als ob das Kapitell zu klein oder das stützende Rohr zu gross im Umfang wäre …


Die Säulen – Kapitelle sind ebenfalls  wie die Säulen unterschiedlich verziert,



… entweder wie hier mit Bildszenen aus der Bibel …



… oder symbolischen Darstellungen aus der arabischen Zeit.


Der arme Kerl muss kräftig auf die Zähne beissen, bis seine irgend wann abgefallenen Beine dank Gipsverband wieder angewachsen sind. 


Diese Symbolfigur steht sogar auf dem Kopf und übt eine komplizierte Jogafigur, nein Spass beiseite: Sie bildet die Vorgänger-Version für das heutige Wappenzeichen von Sizilien. 


Denn dieses ist erst ab dem 12. und 13. Jahrhundert in der heutigen  typisch sizilianischen Version kreiert worden. Die Triskele mit dem verzierten Kopf symbolisiert die Medusa, welche in der griechischen Mythologie die Tochter der Meeresgottheiten Phorkys und Keto. Später wurde die Schlangenhaartracht mit Ähren dargestellt. Diese versinnbildlichen die römische Göttin Ceres, welche für den in Sizilien typischen Ackerbau zur Seite steht.  Ausserdem garantieren die  Ähren die Fruchtbarkeit für das Land. Die Flügel symbolisieren Hermes, den Schutzgott der Reisenden, Kaufleute und Hirten. Die Darstellung der drei Beine im gleichseitigen Dreieck versinnbildlichen die Sonne; also den Sonnenverlauf mit Sonnenaufgang und Sonnenuntergang oder den Lebensweg mit Auferstehung und Untergang. 


ein etwas wehmütiges Nationallied zum Abspielen



… und da die etwas fröhlichere Nationalhymne von Italien



………


 

Die Kathedrale von Monreale …

… liegt auf dem Monte Caputo, oberhalb “vom goldenen Becken” der Conca d’Oro, etwa sieben Kilometer südwestlich von Palermo.



Als  sich im Jahre 831 die Araber in Palermo niederliessen, flüchtete der damalige Bischof  aus der Stadt Palermo und liess sich auf dem Monte Caputo nieder und gründete da für die Benediktiner-Mönche eine Abteilanlage. Im Jahre 1172 hatte König Wilhelm der II. (Wilhelm der Gute) einen Traum, bei dem ihm die heilige Mutter Maria erschien. Sie erzählte ihm, dass sein Vater König Wilhelm der I. (Wilhelm der Böse) Geld aus dem Staatsschatz gestohlen und versteckt habe, um einen prachtvollen Dom zu errichten. Die Mutter Gottes verriet dem jungen König das Versteck und beauftragte ihn, seinerseits ein Gotteshaus zu bauen, dies auch als Bekräftigung seines christlichen Glaubens. 



Als im gleichen Jahr die Araber von den Normannen aus Sizilien vertrieben wurden, beauftragte König Wilhelm II (Wilhelm der Gute) seine Minister die Abtei der Benediktiner in eine Kathedrale zu erweitern – und zwar im normannischen, arabischen und byzantinischen Baustil. Wilhelm der II hatte sich (wie auch schon sein Vater) mit dem Titel “Kalif al-Musta’izz bi-llah” (Derjenige, der in Gott seine Erhebung sucht) geschmückt. Ausserdem  war in Sizilien – zur damaligen Zeit – dieser kombinierte Baustil sehr verbreitet. Zudem wollte Wilhelm II die genau gleiche Kathedrale erstellen, wie die “Santissimo Salvatore” von Cefalù, welche im Jahre 1131 sein Grossvater König Roger erbauen liess.



Der Bau der äusseren Kathedrale  (102 m lang, 40 m breit und 35 m hoch) mit diesen beiden Wehrtürmen erfolgte von 1172 bis 1176 und zeigt(e) sich praktisch identisch mit dem Dom von Cefalù. Einzig – der linke Turm ist unvollständig. Ebenso wurde der rechte Turm, welcher im 16. Jahrhundert von einem Blitzschlag zerstört wurde. Der Eingangsbereich wurde erst im 18. Jahrhundert in Marmor und  im katalanischen Spätgotik errichtet. Dieser Vorbau verdeckt seitdem einen grossen Teil der ursprünglichen arabesken Fassade. 

Beim Anblick der massiven Wehrtürme kann man gar nicht erahnen, wie prachtvoll  und grossartig sich das Innere der Kirche präsentiert.

 

Einzig das grosse reichlich verzierte Eingangsportal (7,8 m / 3,7 m), welches 1179 von Bonannus von Trani gestaltet wurde lässt erahnen, das uns im Inneren etwas Aussergewöhnliches erwartet.

Die Umrahmung, mit verschiedenen Stein-Reliefen, sowie die 42 Bronzequadrate, jedes versehen mit einer Bibelszene sind einzigartig.

 

Arabische Stilelemente, Intarsien und italienische Bildhauerkunst zeigen sich hier in außergewöhnlicher Schönheit.

 

Tatsächlich, der im 13. Jahrhundert fertig erstellte Innenbereich ist überwältigend. Im Hauptgewölbe erhebt sich ein riesiges Mosaikbildnis (7m hoch und 13.30 m breit), welches Christus als Weltenherrscher (Pantokrator = Allmächtig) darstellt. Darunter befindet ein weiteres riesiges Bildnis der Santa Maria Nuova mit dem segnenden Jesuskind, sowie vor dem Altar die Statue der ursprünglich aus Konstantinopel stammende Madonna Hodegetria. Bereits im Jahre 1182 weihte Papst Lucius III zu Ehren der Heiligen Mutter Gottes, die Kirche auf den Namen Santa Maria Nuova ein.

Übrigens wurden alle diese Mosaikbilder – wie hier diese Erzengel und Apostel –  von Künstlern und Meistern aus Konstantinopel, in den Jahren 1179 bis 1182, im Auftrag von Wilhelm II, auf einer Gesamtwandfläche von insgesamt 6400 m2 geschaffen. Die Mosaiksteine bestehen aus farbigem und mit Blattgold verziertem Glas.

Dieser komplett aus Silber gefertigte Altar ist ein Werk von Luigi Validie und stellt das Leben der Muttergottes dar. 

Das genau gleiche Mosaik-Bildnis vom Pantocrator befindet auch in der Kathedrale von Cefalù. Auch dort hält Christus das Buch der Evangelien in der linken Hand, wo  auf der aufgeschlagenen Seite steht: “Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis.”

Ebenso bilden die drei Finger der rechten Hand einen Kreis und symbolisieren die Unendlichkeit Gottes. Die zwei erhobenen Finger stellen die Brücke Gottes zu den Menschen dar. Auch die Augen schauen einen an, egal wo man steht.(Hingegen ist der Gesamt-Innenausbau der Kathedrale von Cefalù nicht so pompös wie bei dieser hier – aber trotzdem wunderschön). 

Das Hauptschiff (Hauptapsis mit Altar) ist komplett mit byzantinischen Goldgrund-Mosaiken belegt und doppelt so breit wie die Seitenschiffe (südliche und nördliche Apsis). Hingegen sind diese Seitenwände nur im oberen Teil mit Mosaiken belegt.


Der untere Teil ist ausschliesslich mit Marmor verkleidet.



Die Seiten- und Bogenwände, sowie 18 solcher Marmor-Säulen (jede mit verziertem Kapitel) bilden die tragenden Elemente …



… für die drei offenen Holz – Dachkonstruktionen (mit Holzsparren), welche arabische  Holzschnitzer in unendlich grosse Sternenhimmel verwandelt haben. 



An den Seitenwänden der Seitenschiffe sind zum einen die Schöpfungsgeschichte (Buch Genesis) …



… sowie Szenen aus den neuen Evangelien (Leben von Jesus, Petrus und Paulus) dargestellt. 


Die Sarkophage von Wilhelm I. (Wilhelm dem Bösen) und Wilhelm II. (Wilhelm dem Guten) stehen hier im südlichen Querschiff. Die der Ehefrauen und weiteren Söhne von Wilhelm I. befinden sich im nördlichen Teil der Kathedrale. Wilhelm der II hatte keine Nachkommen. (Tankered, Graf von Lecce – unehelicher Sohn von König Roger III und Enkel von Roger II - liess sich eigenmächtig von Papst Clemens III zum Nachfolgekönig von Sizilien einsetzen). 

Dieses Querschiff und die ursprüngliche Orgel wurde im Jahre 1811 beim einem Brand komplett zerstört. Die Restaurierungsarbeiten ab 1812 bis 1850 verhalfen der Basilika zu neuem Glanz; ebenso die vor kurzem wieder zurückgekehrte Statue der Madonna Hodegetria  (12.Jahrhundert).


Diese schlichte Orgel ist erst im Jahre 1967 vom Unternehmen Ruffatti aus Padua erstellt und eingebaut worden.


So weit ich mich erinnere ist dies das Portal, welches zum Kreuzgang (Restbauten vom ehemaligen Benediktinerkloster) führt …

Darüber berichte ich gerne ein anderes Mal. Vorerst habe ich für Interessierte noch folgenden Link bereitgestellt, ganz nach dem Motto:

Wer in der Zukunft lesen will,
muss in der Vergangenheit blättern

Monreale in historischen Bildern und Texte


 

 

Die Kathedrale von Palermo …

… mit dem wunderschönen Namen “Maria Santissima Aussunta” …



… befindet sich unweit der Porta Alta, direkt an der Via Vittorio Emanuele. Die zwei Westtürme bilden mit je einem Doppelbogen (über die Via Matteo Bonello) eine Verbindung …



… zur Chiesa di Santa Maria La Vetere.



Die Kathedrale ist umrahmt mit einer schmucken Steinmauer, den diversen Eingangstoren,  mit flankierenden Skulpturen von Aposteln …



… und Heiligen, wie hier die heilige Christina.



Mitten im Park steht das Grabmal der Schutzpatronin der Kathedrale …



… der Maria Santissima Aussunta (heiligste in den Himmel aufgenommene Maria).



Hier ungefähr unter der Domkuppel stand im 6. Jahrhundert die ursprüngliche von Papst Gregor dem Grossen errichtete Basilika …



Die grosse Barockkuppel hat der Florentiner Ferdinand Fuga im Jahre 1781 erstellt. Die kleineren grünlich weissen barocken Kuppeln über den Seitenschiffen, umrahmt von Apsiden und Zinnen, sowie die im Gemäuer angebrachten Intarsien und der turmartige Aufbau beim Eingangsbereich zeigen sich in einem vielfältigen Bild.



Während der arabische Herrschaft ab dem Jahre 827 ist die ursprüngliche Kathedrale als  Moschee (Gebetshaus, Hochschule, Bäder und Bibliotheken) betrieben worden. Im Jahr 1061 eroberte und beherrschte König Roger I. Sizilien. Er übertrug die Moschee wieder dem damaligen Erzbischof. Die Muslime wurden toleriert. Erst als König Wilhelm II. 1189 starb, wurden die muslimischen Einwohner diskriminiert und ein friedliches Miteinander praktisch verunmöglicht. 



1169 beschädigte ein Erdbeben die Kathedrale. Ein Teil der Kirche, sowie die Moschee und deren Nebengebäude wurden abgerissen. In den Jahren 1184/85 wurde das Gotteshaus im byzantinisch-arabisch-normanischen Baustil neu erstellt.  



Die diversen Umbauten ab dem 14. und 15. Jahrhundert …



… zeigen die gelungene Verschmelzung verschiedener Bauformen wie folgt: 



In den Jahren 1426 bis 1430 wird die Südfassade der Kathedrale von Antonio Gambarae mit drei Arkaden, als eine Art Säulenhalle (Portikus) im gotisch-katalanischen Stil ergänzt,


 


… mit Einbindung dieser zwei blauen  Marmorsäulen …


 


… welche zur ursprünglichen Basilika und nachfolgenden Moschee gehörten, wie diese Sure aus dem Koran, bezeugt.



Das Eingangsportal mit dem byzantinischen Mosaik-Bildnis “Madonna mit Kind” (13.Jahrh.) und die filigranen Holzschnitzereien  von Francesco Miranda (1432) über dem Haupteingang harmonieren sehr schön mit den prächtigen Säulen und den schmuckem Säulenköpfen (Kapitellen).



Im Arkaden-Eingangsbereich (Portikus) ist in einer Seitenwand ein Denkmal für Carolo Borbonio (richtiger Name Charles III. de Bourbon – Montpensier) eingelassen. Dieser hat 1526 im Auftrag von  Kaiser Karl V. als kaiserlicher Heerführer Rom zurückerobert.



An der gegenüberliegenden Wand ist das Denkmal für Vittorio Amedeo II (Victor Amadeus II.) aufgesetzt. Gemäss Vertrag von Utrecht wurde der Herzog von Savoyen 1713 zum König von Sizilien gekrönt. Er regierte die Insel  sieben Jahre. Gemäss Vertrag von Den Haag tauschte er Sizilien mit Sardinen.



Das Innere der Kirche zeigt sich in einem ganz anderen Bild als vermutet:



Die riesengrossen Gänge und Gewölbe …



… die diversen Grabstätten …



… sowie Nebenaltäre …



… und diesem Hauptaltar …



… oder zum Beispiel dieser Altar …



… mit den hohen goldenen Toren …



… und massiv güldenen Aufsätzen.



Die vielen wunderschönen Wandintarsien, sowie die Decken- und Gewölbebemalungen gehen fast unter …



Einzig der Altar der Schutzheiligen 



… haben mich mich kurz inne halten lassen. Normalerweise kann ich mich innerhalb einer Kirche gut entspannen und nebst einem Gebet auch folgendes Zitat von Nathaniel Hawthorne verinnerlichen:


Der christliche Glaube ist wie eine großartige Kathedrale


mit herrlichen bunten Fenstern.


Wer draußen steht, sieht sie nicht.


Aber dem, der drinsteht, wird jeder Lichtstrahl


zu einem unbeschreiblichen Glanz. 


Doch leider vor (l)auter Leute, der vielen Heiligen- Engels- und Künstlerdarstellungen und besonders das viele barocke güldene Zeug haben mich komplett erschlagen! Auch war ich zu müde, um die wirklich wunderschönen …



… Wandbilder genauer zu studieren und fotografieren.



Deshalb hat mir der aufklärende Himmel  …



… und dieser Spruch am Ostturm mit Uhrgehäuse …


- OPERIBUS CREDITE (Glaube den Taten) -


… zu einem Glanz ganz anderer Art verhelfen können … 


ebenso die Aussicht, am Nachmittag



 


… die Kathedrale von Monreale (nahe von Palermo), eine Basilika in ähnlichem Baustil, besuchen zu dürfen …

Muttis Blitzbesuch auf Sizilien …

… beginnt in Palermo …



… genauer beim Stadttor der Porta Nuova (ital. für “neues Tor”), anfangs der Via Vittorio Emanuele. Der  Vizekönig Marcantonio Colonna aus Italien hat das ursprüngliche Stadttor abreissen lassen und  zur Erinnerung an den gemeinsamen Tunisfeldzug  mit Kaiser Karl V. (HRR), dem damaligen Regenten von Sizilien 1583, wieder neu errichten lassen. 



Auf der Westseite der Porta Nuova symbolisieren die vier tragenden Säulenskulpturen die besiegten Osmanen / Mauren und die vertriebenen Araber aus Sizilien. 



“Insha’Allah – so Gott will!”, scheinen die zu klagen.



Nach einer Explosion durch Schiesspulver wurde ein Teil des Tores zerstört und 1669 wieder aufgebaut und mit dieser Loggia, einem Pyramidendach und kleinem Turm ergänzt. 



Ja, die Schutzengel dürfen natürlich nicht fehlen …



Die Ostseite des Tors präsentiert sich eher nüchtern.



Ers bei der Piazza della Vittoria, dass die Porta Nuova mit dem Palazzo Reale  …



… dem Schloss von Palermo, dem heutigen Regierungssitz von Sizilien verbunden ist. Der Palast steht auf dem höchsten Punkt von Palermo und wurde ursprünglich im 9. Jahrh. vom arabischen Fürst und Befehlshaber, dem Emir von Palermo erbaut.


200 Jahre später, nach dem Einmarsch der Normannen nach Sizilien (via Süditalien) wurde aus dem “Palazzo Reale” (königlicher Palast)  der ”Palazzo di Normanni “(Normannenpalast). Als erster Normannenkönig residierte hier Roger der II. Weitere normannische Könige folgten bis das Königreich Sizilien im Jahre 1412 seine Selbständigkeit verlor. Von da an bis zum Anschluss von Sizilien an Italien (1816) und bis zur Vereinigung vom Königreich Neapel mit Sizilien regierten Vizekönige (aus Spanien, Savoyen, Österreichisch (Habsburg)  und Frankreich (Bourbonen) das Land. Ab 1861 bis 1946 regierte der italienische König Vittorio Emanuele II. (ebenfalls König von Sardinien -Piemont) auch Sizilien. Ob er in diesem Palazzo gewohnt hat weiss ich nicht …


… Auf jeden Fall kann man heute in der grosszügigen Parkanlage (unter dem Schloss) nebst den vielen Touristen und Einheimischen, solche kurvigen Gestalten …



… und der eine oder andere Parlamentarier antreffen – meist aber erst nach seinem Ableben in Stein gehauen.



Palermos Besucher können sich ebenfalls mit der Kutsche, welche überall vor den Sehenswürdigkeiten stehen, durch die Stadt fahren lassen …



… oder sich von einem solchen sizilianischer Obstkarren einen frisch gepressten Orangensaft holen. Leider ist dieser kein typischer Carretto siciliano oder auf sizilianisch – Carrettu Sicilianu. Doch immerhin sind die Früchte darauf echt und sehr saftig und süss.



Legt man eine Zitrone neben eine Orange,

so hören sie auf, Zitrone und Orange zu sein.

Sie werden Früchte.

Georges Braque

Die Wetterstation von …

... Paris – CDG meldet für Sonntag, den 29. Januar 2017:

Niederschlag 0,8 l/m2, Wind 2 km/h, Temperatur höchst 7,3 C – tiefst 2,4 C


Tatsächlich,  heute ist es hier am Montmartre neblig trüb und saumässig kalt!



Da hocken sie da oben …



…schlotternd und hungrig! 


 


“He Mutti!”, ruft der Kater: “Ce temps est no la bonne franquette!” 



 ”C’est juste! Himmelsternen …



… und Hand aufs Herz …



… diese Leute hatten auch schon …



… bessere Ein- …



… und Aussichten … 



… hatten es auch schon etwas franquette einfacher …



… und gemütlicher …



… ici …



… sur la place!”


 


Bonne! Mieses Wetter hin oder her, die goldene Kuppel vom Invalidendom trotzt Wind und Wetter und hält von Napoleon Bonapartes Grabmal Nebel und Kälte fern.



Während der eine Kaiser in seiner Krypta ruht, meistert ein anderer, nämlich Zar Alexander der Dritte  jede Situation und regiert auf seiner eigens ihm gewidmeten Brücke,  die Schifffahrt auf der Seine.



Dank Liebesschlösser und  Goldgebinde zeigt diese Brückenjungfer …



… wie auch diese Braut den meteorologischen Kapriolen ihre kalte Schulter!



Für eine Hochzeit und für ein Begräbnis
ist das Wetter nie zu schlecht.
Zitat aus Irland



“Ebenfalls nicht für das Merinoschaf!”,



… doppelt Louis-Jean-Marie Daubenton (Arzt und Naturforscher – Paris 1716 – 1799) nach.